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BLOG - LESE-ECKE

Bemühen wir uns mit all unserem Herzblut, dass wir uns unentbehrlich machen!

Mag. Josef Stock
war langjähriger geistlicher Konsulet im k+lv

 

Evangelium: Lk 2, 41-51a
Dein Vater und ich haben dich voll Angst gesucht

Lieber Florian und Roman!
Liebe Kolleginnen und Kollegen des k+lv und des KSL, geschätzte Mitfeiernde!

„Wer ist der Vorgesetzte eines Lehrers?“ – Die Direktion einer Schule, oder etwa der Inspektor, die Landesbehörde, das Schulamt, das Ministerium, der Bischof…? stimmt alles nur halbwegs – denn: die Vorgesetzten eines Lehrers sind die Schüler, das sind also diejenigen, die vor einem sitzen – eben die „Vor-Gesetzten“. An den jeweiligen Schülern/Schülerinnen orientieren sich Methode und Inhalt des Unterrichtens und sicherlich nicht nach der Schulaufsicht. Kinder und Jugendliche haben das Recht, behutsam in das Leben hineinbegleitet zu werden. 

Der Pädagoge stärkt das Rückgrat.

Ich zitiere in diesem Zusammenhang immer wieder gerne einen meiner Lieblingsleitsätze – die Schule und ihre Aufgabe betreffend. Das Leitwort ist entlehnt vom ehemaligen Münchner Kardinal Michael Faulhaber und lautet: „Anima culturae est cultura animae“ – „Die Seele der Kultur ist die Kultur der Seele“. Ja, die Kultur der Seele – heute würde man „cultura animae“ mit dem Wort „Herzensbildung“ übersetzen, was auch bedeutet Charakterbildung, oder Formung des Gemüts, Stärkung des Vertrauens, Sensibel-machen für die Herausforderungen der Zeit, oder auch: Augen und Herz zu öffnen für Not und Bedürftigkeit, Empathie entwickeln.

Denn: Was ist der Unterschied zwischen einem Orthopäden und einem Pädagogen? Eine Orthopäde ist ein Mediziner, er untersucht z. B. die Füße, die Hüfte, die Wirbelsäule, also die körperliche Haltung eines Menschen – der Pädagoge tut das auch, auch er kümmert sich um die Haltung des Menschen. Aber: der Mediziner sorgt sich um die Wirbelsäule, hingegen der Pädagoge stärkt das Rückgrat!

Aber wenden wir uns dem Evangelium zu. Der Evangelist Lukas berührt uns mit der vertrauten „Weihnachtsgeschichte“ rund um das Kind im Stall und er endet mit der Rückkehr nach Nazareth, wie wir heute hören konnten: „er war ihnen gehorsam“ (Lk 2,51a). In dieser Perikope wird von der Sorge erzählt, die Eltern haben, wenn sie ihr Kind verlieren. Ja, Kinder sind immer ein Stück von uns selbst, sie sind aber vor allem die Zukunft und der Reichtum eines Volkes und einer Gesellschaft. Kinder sind ihr allergrößtes Kapital! Und mit diesem „Kapital“ dürfen Pädagoginnen und Pädagogen arbeiten – welch eine Ehre! Welch eine Herausforderung! Welch eine Freude! Da ist es wieder, dass die Kinder unsere Vorgesetzten sind, die unsere Aufmerksamkeit, ja unser Herzblut verdienen: Anima culturae est cultura animae. Ein laxer Unterricht, eine lieblose Erziehung, eine mangelnde und gleichgültige Fürsorge ist Verrat am Bildungsauftrag, den wir in den Kindergärten, in den Schulen und in den Heimen haben – bis hin zur Universität! Die Kinder sind unsere Vorgesetzten, denn sie sind – wie erwähnt - unser größtes und kostbarstes Kapital!

Kinder verdienen unser Herzblut: Anima culturae est cultura animae.

Zum Schluss möchte ich noch hinweisen, dass aufmerksame Pädagoginnen und Pädagogen gerade auch von den Kindern und Schülern lernen: „Er saß mitten unter den Lehrern, hörte ihnen zu und stellte Fragen. Alle, die ihn hörten, waren erstaunt über sein Verständnis und über seine Antworten“ (Lk 2, 46f.). Ja alle, die reiche  Erfahrung in Kindergarten oder Schule haben, können bestätigen, dass aus Kindermund oft viel Weises fließt – auch Skurriles, wie jene Begebenheit, von der mir ein Lehrer erzählte:

„Stell dir vor, da sagte ein Schüler zu mir: ‚Gell, wenn wir Schüler nicht wären, da wärst du arbeitslos‘“… Mag schon sein. Daher: Bemühen wir uns mit all unserem Herzblut, dass wir uns unentbehrlich machen!

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